Etappe 3: Regensburg – Passau

Das Wetter war leider nicht so schön, wie gestern Nachmittag, es war wie immer bewölkt und tröpfelte ein wenig, doch meine Motivation und Energie, welche ich bei der letzten Etappe fast verloren hätte, waren wieder zurück gekehrt. Also ging es weiter Richtung Passau, nicht nur bis Deggendorf, da C. und ich noch darüber diskutiert haben, dass es psychologisch für mich besser wäre, wenn ich schon in Grenznähe wäre, des Weiteren hätte ich sonst von Deggendorf bis Linz 170 Kilometer zu bewältigen und ich wollte es nicht nochmals übertreiben.

Endlich machte das Fahrrad fahren wieder Spaß, der Radweg verlief größtenteils entlang der Donau, war relativ eben, mehr asphaltiert und im besseren Zustand und, obwohl starker Regen angesagt war, blieb es beim Nieseln bis Tröpfeln. Unterwegs traf ich dann zwei Fahrradfahrer, die offensichtlich ein technisches Gebrechen hatten. Ich hielt an und fragte sie, ob sie Werkzeug oder Hilfe brauchen, sie winkten dankend ab, also fuhr ich weiter.

Wie ich Niederalteich erreichte rastete ich kurz und das Wetter wurde schlagartig besser. Das erste Mal, dass ich nun kurzärmelig weiter fahren konnte. Die Sonne steigerte meine Motivation und Zuversicht und auch der Radweg war nun vielleicht nicht mehr so abwechslungsreich, aber dafür weitaus einfacher als die ersten beiden Etappen.

Als ich in Passau die Donau querte hatte ich gerade „Infected Mushrooms – Becoming Insane“ in den Ohren und wie ich die Ortstafel erblickte lief mir nur eine Gänsehaut nach der anderen. Ich hatte es geschafft, ich habe Bayern von Ulm bis Passau bezwungen, besiegt, hinter mir gelassen, was auch immer. Die Freude und der Stolz waren überwältigend. Die Sorgen nach Donauwörth fast vergessen, der Optimismus stärker denn je. Der Donauwasserstand war immer wieder besorgniserregend und oft hatte ich Glück, dass ich noch den Donauradweg weiter fahren konnte, es gab Abschnitte, wo der Fluss fast eben mit dem Radweg oder den Brücken war.

In Passau angekommen radelte ich zur Jugendherberge, welche in einer Burg auf einem Berg mit beachtlicher Steigung von 22% war, also schob ich tapfer das Rad die letzten Meter. Ich wurde unterwegs von zwei E-Bike-Fahrern überholt, die eher gelangweilt die Steigung hinauf fuhren. Wie unsportlich, fast wie schummeln dachte ich nur.

Die Rezeptionistin, mit der ich bereits telefoniert hatte händigte mir meinen Zimmerschlüssel aus und ich hatte diesmal ein Fünf-Bett-Zimmer für mich alleine. Sie erzählte mir auch, dass das Hochwasser mittlerweile sieben Opfer forderte und dass sie gemeinsam mit anderen Mitgliedern bereits schon ein Wettergebet in der Kirche abgehalten haben.

Als ich mein Gepäck und das Fahrrad verstaut hatte wanderte ich noch ein wenig am Berg herum und fand immer wieder großartige Aussichtsplattformen und war überwältigt vom Anblick der Stadt.

Ich kam auch bei einem Lokal vorbei, wo ich auf einmal eine Live-Band hörte, also kehrte ich ein, saß auf der Terasse bei prächtigem Ausblick und zwei Bier, lauschte der Band und genoss den Moment. Quetschn, Gitarre und Kontrabass, Herz was willst du mehr? Ich unterhielt mich dann noch mit der Band, welche den Namen Manda trug. Sehr sympathische Musiker, die sich auch gerne fotografieren ließen.

Doch die Müdigkeit machte sich breit, also ging ich zurück zum Zimmer, wo ich endlich duschen gehen konnte, als plötzlich ein Mann mit weißem Bart und einem freundlichen Gesicht mich in englisch warnte, dass es wohl kein heißes Wasser gab. Ich warf ein, dass es vielleicht nur etwas dauerte, da die Leitungen in der Burg sicher lang sein würden. Er lächelte mich an und meinte „Nach fünf Minuten noch immer kein warmes Wasser?“ er behielt recht, aber im derzeitigen Zustand war es mir egal, hauptsache duschen.

Als ich ins Bett fiel, schlief ich sofort ein. Ich hatte die 150 Kilometer von Regensburg bis Passau gemeistert, meine Knie schmerzten kaum und ich konnte endlich das Radfahren genießen.

Morgen würde es weiter nach Linz gehen.

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