Silvesterspaziergang Gödersdorf

„Silvester mal anders verbringen!“ dachte ich mir und so besuchte ich A. in Gödersdorf (Kärnten), da wir darüber gesprochen haben, dass man bei ihr auch sehr gut streunen kann. Die Alternativen waren zwar mehr als verlockend, aber ich dachte mir einmal Silvester außerhalb der Stadt klingt doch nach einem Versuch. Fernab von Alkoholexzessen und dem ganzen liebenswürdigen Mitmenschen mit ihren unnötigen Böllern, Krachern und anderen Kriegsgeschossen.

Gesagt, getan. Wir kamen an diesem Tag offen gestanden nur langsam in die Gänge, doch gut Ding braucht ja bekanntlich Weile. So begann unsere Wanderung mit dem Einkauf zum Spar, was laut A. auch zur Gesamtstrecke zählt. Innerlich schmunzelnd bei dem Gedanken, dass der Einkauf zum Spar zu Wanderungen zählt, gingen wir los. Doch kurze Zeit später, nachdem wir an der Finkensteiner Nudelfabrik vorbei gingen, verstand ich nun, warum der Weg zum Einzelhandel durchaus als Abschnitt einer Wanderung gelten kann. Ich fand mich in einem schönen Wald, dessen Eindrücke mich immer wieder kurz innehalten ließen.

In Finkenstein angekommen sah ich noch die Filialkirche Mallestig, bevor wir nach 2,5 Kilometer Fußmarsch bei der nächst gelegenen Einkaufsmöglichkeit angelangt waren. Ich habe offen gestanden mittlerweile fast vergessen, wie es ist am Land zu wohnen. In meiner Heimat mussten wir auch fünf Kilometer zum nächsten Bäcker fahren. Da ist nichts mit „Oh, es ist erst eins, suchen wir uns noch eine Pizzeria, die noch liefert.“ Da werden nachts Gehsteige hochgeklappt und die Straßen eingerollt.

Der Rückweg war schnell geschafft und an sich wenig spektakulär, hatte den Flair einer Weinviertler Landstraße, aber mit den Karawanken als beeindruckenden Kulisse im Hintergrund. Schnell war die Beute zu Hause verstaut und nun gingen wir in die zweite Runde. Unser Ziel war die Burgruine Federaun, welche auf einem Westausläufer der Graschelitzen südwestlich von Villach liegt. Die Wanderung dorthin war bis zum Aufstieg sehr entspannt, da wir entlang der Gail wanderten. Auch der Aufstieg ging sehr flott und ich war über unsere Kondition erfreut – zahlt es sich doch auch für die Bergbesteigungen aus, viel in flachen Gebieten spazieren zu gehen.

Die Burgruine erreichten wir zu einer sehr lichtgünstigen Stunde, wir hatten eine sehr gute Sicht und am Vorplatz der Ruine begrüßte uns ein Steinmännchen. Erinnert an eines meiner Lieblingsfestivals ließ ich es mir nicht nehmen, dem einsamen Wesen einen Partner zur Seite zu stellen.

Wir entschlossen uns, da wir weitaus schneller unterwegs waren, über die Graschelitzen Richtung Warmbad-Villach. Ich war A. sehr dankbar für ihre Zustimmung nicht denselben Weg wieder zurück zu gehen, sondern einen Umweg in Kauf zu nehmen um einen Kreis beim Streunen zu schließen.

Fast am Fuße des Berges sah A. im Wald neben dem Weg noch eine kleine, verfallene Ruine welche von mir besichtigt wurde. Bei dem Anblick der Mauerreste dachte ich mir „die Natur holt sich schon das zurück, was ihr genommen wird“ und träumte davon wie es wohl dort vor ein paar hundert Jahren ausgesehen haben muss.

Wir kamen auch noch zu einem Tal, wo scheinbar die Sonne nicht oft strahlte und so sahen wir Raureif überzogene Sträucher und Bäume, welches sehr surreal in diesem Moment wirkte. Von dort an war es nur mehr ein kurzes Stück heim. Ein Silvestertag der anderen Art.

Fazit

Alles in allem war es ein gelungener Silvesterspaziergang und ich war froh mich für diese Silvesteralternative entschieden zu haben, vor allem war es ein seltsames Gefühl am nächsten Morgen ohne jegliche Beeinträchtigung aufzustehen. Ist wohl schon länger her und ein heftiges Kontrastprogramm zu den vorangegangenen Silvester-Unternehmungen, doch das ist eine andere Geschichte.

Musiktipp

Hier kommen mir die Einstürzenden Neubauten in den Sinn. Weniger, weil es zur Wanderung passt sondern weil es am Vortag dieses Lied überraschender Weise auf FM4 gespielt hat.