Es ist Weihnachten. Ich bin früher als in der Arbeitswoche schlafen gegangen und dementsprechend bereits sehr früh wach gewesen. Ich schlich mich in die Küche des Elternhauses um dort nochmals anständig vor meiner Unternehmung zu frühstücken. Später kam dann mein Vater in die Küche und wünschte mir einen guten Morgen. „Wo gehst denn hin?“ hörte ich meinen Vater später fragen. „Ich bringe nur das Auto schnell nach Gaindorf und dann gehe ich zu C. nach Großweikersdorf.“ entgegnete ich und packte meine sieben Sachen. „Wirst du abgholt?“ Ich versuchte ihn etwas zu beruhigen und meinte nur „Ja, wahrscheinlich. Wenn nicht dann geh ich halt das Stückerl zu Fuß, brauch eh das Training.“
In Gaindorf lieferte ich das Auto meiner Mutter ab und erzählte ihr und ihrem Freund von meiner Idee von Gaindorf nach Großweikersdorf zu gehen. Meine Mutter sorgte sich nur und bat mich, vorsichtig zu sein. Ihr Freund meinte nur lachend „Mia is der Weg zum Schupfa scho z’weit.“ Ich unterrichtete niemanden darüber, dass ich bereits seit dem Morgen an einer Route von mindestens 42 Kilometer brütete. Ich musste um 18:00 in Wullersdorf sein und berechnete dass wenn ich über Niederrußbach gehe es sich ausgehen müsste. Warum 42 Kilometer? Ich bin schon zwei Mal knapp die Marathon-Länge spazieren gewesen und beide Male stoppte ich bei 38-40 Kilometer. Ich wollte es wissen und so begab ich mich auf meine Reise. Voraussichtliche Dauer bei 5km/h: 8,5 Stunden.
Nach Gaindorf passierte ich Minichhofen, Gettsdorf, Ziersdorf und Glaubendorf. Das Gehen an Freilandstraßen ist für einen StadtVagabund doch eher ungewöhnlich. Wenn man nur in Wien spaziert, fühlt sich dies komplett anders an. Man hat nicht die Gewissheit immer wieder die Gelgenheit eines WCs zu haben und das beunruhigte mich etwas, sowie auch die Tatsache, dass die Autos wesentlich schneller als im Ortsgebiet fuhren.
Nach Glaubendorf telefonierte ich noch mit dem Freund C. Er war leider nicht zu Hause und konnte mir deshalb keine Warnweste vorbei bringen. Der Gedanke kam mir offen gestanden etwas spät, dass es bereits ab 16/17 Uhr von Vorteil wäre, besser sichtbar zu sein.
Großwetzdorf passierte ich schwitzend und gab meine Jacke, die Handschuhe und den Schal in den Rucksack. Es war wirklich sehr warm, vor allem da die Sonne tapfer scheinte.
Nach Großweikersdorf ging ich auf einem Güterweg Richtung Niederrussbach als mein Handy klingelte. C. war am Telefon und fragte mich, wo ich zur Zeit bin. Ich schilderte meinen Standort und kurze Zeit darauf stand mein Freund mit seinem Auto am Feldweg, ließ das Fenster wortlos herunter und streckte mir eine Warnweste entgegen. „Frohe Weihnachten!“ Solche Freunde muss man haben. Wir rauchten noch gemeinsam eine Zigarette und danach gingen wir jeder unsere Wege. Leider war der Weg doch nicht so klug gewählt und ich musste ein paar Böschungen hinauf und hinunter klettern und über das Ackerlang stapfen, doch ich erreichte Niederrußbach, wo mir gleich das alte Zeughaus der Freiwilligen Feuerwehr auffiel.
Nach Niederrußbach kam ich nach Oberrußbach, wo ich leider feststellen musste, dass ich wohl einen meiner Handschuhe unterwegs verloren hatte. Ich zog die Jacke erneut an, da es ein eher schattiger Wegabschnitt der Wanderung war und die Sonne zudem nicht mehr so kräftig schien.
In Puch angelangt dachte ich an mein Citybike in Wien. Dieses wurde mir von R. zum 30. Geburtstag geschenkt und ist ein Puch CityBike, welches diese Saison ausgiebig genutzt wurde.
In Kleedorf brachte mich dann die Erdäpfel-Selbstbedienungstruhe zum Schmunzeln und in Braitenwaida fiel mir gleich das Gelände der alten Lageraus-Halle auf. Ghettotourismus im Weinviertel.
Nach Breitenwaida fielen meine Blicke nach dem Konsum von Zuckerwasser (hatte leider nichts zum Essen mitgenommen, ein weiterer kleiner Fehler am Land) auf ein kleines, unscheinbares Schlagloch in Form eines Herzens.
Nach Dietersdorf zog plötzlich Neben auf und ich war C. für die geschenkte Warnweste sehr dankbar und zog diese über die Jacke.
Sonnberg machte dieses Mal auch nicht seinen Namen alle Ehre. Als Randinformation sei gesagt, dass in dieser Ortschaft mein bester Freund P. jahrelang wohnte und ich ihn des öfteren in Sonnberg besucht habe.
In Hollabrunn wurde der Nebel auch nicht besser und nach einer kleinen Pause bei der Mc Donalds Filiale (eignen sich gut für kurze Pausen, da meistens die WCs sehr sauber sind) ging ich frisch gestärkt Richtung Aspersdorf.
Dort fing es dann jedoch langsam an, dass meine Stimmung leicht kippte. Besorgt wegen der schlechten Sichtverhältnisse dämmerte es obendrein und ich hatte noch über sieben Kilometer vor mir. Die Stunden des Streunens machten sich auch langsam körperlich bemerkbar. Doch ich hielt durch und meine Motivation die 42 Kilometer zu schaffen trieb mich durch Hetzmannsdorf nach Wullersdorf.
Dort bei der Pfarrkirche um 17:30 angekommen wartete ich auf das Turmblasen und wrmte mich schnell im Auto meiner Tante, die Gott Lob schon früher da war.
Fazit
Diese Tour hat eine leichte Sonderstellung für mich in meherer Hinsicht. Zum einen widme ich sie meiner ehemaligen Streunerin E. da wir gemeinsam schon einmal fast die 42 Kilometer geschafft hätten. Des weiteren gibt es sehr wenig Fakten über die Gegend und ich suchte auch aus Zeitmangel nicht nach Motiven. Ich gelobe Besserung.
Den Muskelkater hatte ich dann übrigens zwei Tage. Das überraschte mich auch, amüsierte jedoch einige Mitmenschen, sobald ich ächzent aufstand oder vor mich her humpelte.
Musiktipp
Als Musikstück für die Reise habe ich mich für Shaban & Käpt’n Peng entschieden, da ich beide Alben unterwegs gehört habe. Eindeutig hörenswerter Interpret!
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